Bevor ich wieder eintauche in diesen Sinnesrausch, möchte ich mich erinnern, in Vorfreude baden und ganz nebenbei Interessierten Lust auf diese Insel machen. Was hat Cuba für unsere 6-7 Sinne zu bieten? Womit kann man sich dort verwöhnen lassen?

...fürs Auge:

Hier ist es bunt und wer das nicht sieht, muss blind sein.

Die Farben sind einfach immer präsent und wirklich leuchtend, was natürlich an einer Sonne liegt, die sich sehr selten versteckt, wie wir es gewohnt sind und nach Regen und Gewitter auch schnell wieder alles in Helligkeit taucht. Allerdings bieten sich ihr auch viele farbige Objekte an, die sie erstrahlen lassen kann. Ob es nun die Autos sind oder die Häuser, die tropischen Pflanzen und die bevorzugte Kleidung der Cubaner...hier wird mit Farbe nicht gegeizt. Wie oft sieht man schon Männer, die sich bunt kleiden auf deutschen Straßen, von unseren Häusern ganz zu schweigen. Das ist jetzt mein Plädoyer, ein bisschen mehr Farbe ins Leben zu bringen, was in grauen Wintermonaten auch uns nicht schaden würde. Doch zurück nach Cuba, neben all dem, was es fürs Auge auch zu bieten hat in seiner Üppigkeit der tropischen Natur, der Blumen und Früchte und dem bereits erwähnten, sieht man auch die volle Bandbreite aller möglicher Hautfarben, wenn man den Bewohnern ins Gesicht schaut.

Es gibt Schwarze und es gibt auch viele Weiße, doch die Menge der Cubaner ist irgendeine Mischung aus beidem. Das ist für mich gelebte Toleranz und Offenheit und sehr einladend, obwohl es bestimmt auch dort Nebentöne gibt. Bleiben wir einfach dabei, dass man hier Lust bekommt, in Farbe zu baden und das Auge immer was zu tun hat.

...auf die Ohren:

 

Ja, hier kann es auch still sein, durchaus, dann hat man die Gelegenheit die Natur zu hören, das Rauschen des Meeres, das Wispern der Bäume, die Gesänge der Vögel oder auch sich selbst beim Knarren des Schaukelstuhls. Wenn man allerdings eintaucht in den Trubel, gibts auch immer Rhythmisches zu hören. Das beginnt mit den Straßenverkäufern, die morgens durch die Straßen ziehen und ihre Ware anpreisen, was sich nicht selten wie ein Lied anhört. Ja und Musik ist natürlich immer präsent. Wenn man Musik nicht mag, sollte man lieber woanders hinfahren. Wie bei den Farben auch gibt es eine wahnsinnige Bandbreite der Stile und Richtungen, ob nun traditionell oder höchstmodern. Ich denke die Cubaner haben schon immer alle möglichen Einflüsse aufgenommen und etwas Neues daraus gemacht, eine große Soße, so wie Salsa eben auch aus allen möglichen Einflüssen entstanden ist. Ja, sie haben Spaß an Musik und man hört sie überall, für Touris aufbereitet in den Straßen der Altstadt schon am Mittag oder auch in der Nacht aus dem Nachbarhaus. Empfindliche deutsche Ohren müssen darauf gefasst sein und wenn es nervt, ist es ein guter Einstieg, sich einmal mit der Frage zu beschäftigen, warum man seiner Umwelt so wenig Toleranz entgegenbringen kann. Das ist ein anderes Thema und auch hier erlebe ich dieses Land offen und mit einer unaufgeregten Entspanntheit gegenüber dem Nachbarn.

...für den Gaumen:

 

Witzigerweise haben immer wieder Freunde Angst, ich könnte dort verhungern oder etwas entbehren. Dem sei jetzt mal entgegnet, wer nicht mit der Arroganz anreist, dass jegliches Produkt jederzeit habhaft sein muss, wird hier nie Mangel spüren. Hier gibt es grandiose Früchte und das Gemüse ist exotisch und lecker. Ich brauche keine westlichen Produkte, wenn ich ans andere Ende der Welt reise, genausowenig wie tropisches Obst im deutschen Winter.

Doch dort liebe ich diese saftigen, riesigen Avocado, diese leckeren kleinen Bananen oder den Geschmack der Yuca. Auch hier ist dieses Land vielfältig und wennman eine gewisse Flexibilität mitbringt, was es zeitlich und local gerade gibt, wird man auch in den Restaurants selten enttäuscht.

 

Auch das Frühstück in den Casas ist reichhaltig, sehr fruchtig und üppig, auch wenn es heute vielleicht keine Wurst gibt (brauche ich eh nicht), dann gibts halt mehr Käse...und Obst gibt es immer reichlich, genauso wie frische Säfte (Orange, Mango, Papaya, Ananas....) Der Kaffee ist grandios, sehr stark und eher ein Espresso. Kleiner Tipp: lasst euch gleich vier bis fünf Kaffee in eine Tasse geben, wenn ihr da ähnlich gierig seid wie ich. Natürlich ist es ein Land des Zuckers und damit auch des Rums und den muss man dort auch unbedingt probieren, ob nun pur oder in all den Cocktails, da muss jeder selbst herausfinden, wessen Fan er wird. Genauso wie die Zigarren schmeckt auch er vor Ort einfach anders. Ob das nun an der Luft, der Sonne oder der Urlaubsstimmung liegt, ich werde es weiterhin untersuchen;-)

...für die Nase:

Ich steige aus dem Flieger und dann rieche ich dieses Land und eine große Freude überkommt mich. Ich weiß nicht mal, was es ist, all diese tropischen Gerüche, der Bäume, Pflanzen, Früchte und Gewürze, die Feuchtigkeiit und Wärme, die man gleichzeitig spürt...Ja und natürlich tragen auch die Abgase der Oldtimer zum Gesamtgeruch bei, was mich auch irgendwie an Kindheit erinnert und den russischen Straßenkreuzer meines Vaters. Da war es auch manchmal eine Überraschung wann und wo die Fahrt endet oder ob sie überhaupt beginnt. Ja und natürlich begleitet auch der Geruch des Kaffees, des Rums und der Zigarren das Dufterlebnis.

Allerdings muss ich jetzt auch erwähnen, dass empfindliche Nasen in manchen Gassen oder Parkanlagen ziemlich Herausforderungen bestehen müssen. Hier riecht halt auch alles intensiver oder man hat ein Problem mit der Kanalisation und öffentliche Toiletten haben Seltenheitswert.

...wie fühlt sich Cuba eigentlich an?

Das erste, was mir hierzu einfällt, ist diese warme, feuchte Luft, die jedoch durch eine ständige Brise gut aushaltbar ist, vorausgesetzt man akzeptiert es, immer leicht feucht zu sein, auch nach dem Duschen. Wer schon einmal in den Tropen war, weiß wovon ich rede...im Extremfall hat man auch mal ichwarzulanginderbadewanne-Schrumpelhände;-))) Doch ganz ehrlich, durch den ständigen Wind ist es erträglich. Ich bin eigentlich kein Fan von Hitze, doch mein System funktioniert dort besser als in der trockenen Hitze südeuropäischer Länder z.B..

...und der Gleichgewichtssinn?

Da kommt mir spontan, dass man durchaus das Gleichgewicht verlieren kann, wenn man, beängstigt durch baufällige Balkone nur nach oben schauend, dabei versehentlich in einem Schlagloch landet und die gibt es wirklich in allen Größen und Formen. Es macht also durchaus Sinn immer im hier und jetzt zu sein und sich nicht darauf zu verlassen, dass Baustellen usw. abgesichert sind, wie der gute Deutsche das kennt. Da ist man schon selbst dafür verantwortlich, wo man hintritt und wogegen man läuft.

Obwohl ich es wirklich irgendwie symbatisch finde, wenn ein Baum, der wohl beschloss, quer zu wachsen, nicht abgeholzt wird. Ob es jetzt bedeutet, dass man den Passanten zutraut, auf sich zu achten oder schlicht kein Geld für andere Lösungen da ist...egal, der Baum lebt.
Ja und was mir auch noch in den Sinn kommt zum Thema Gleichgewicht sind natürlich die obligatorischen Schaukelstühle. Die stehen wirklich überall. Und schaukelnd kann man einfach all diese Sinneseindrücke besser verarbeiten oder die Relativität dieser Welt erkennen und sinnierend im Abendlicht sein persönliches Gleichgewicht finden...

...was machen wir jetzt mit dem 7.Sinn?

Ok, das ist ganz klar eine Sache für die Orishas und die schon mehrmals erwähnte uralte Weisheitslehre der Yoruba aus Afrika, die hier zur Santeria wurde und genauso wie schon vor 5000 Jahren das Leben und den Mensch erklärt. Das ist in diesem cubanischen Sozialismus scheinbar kein Problem und vielleicht ja auch das Geheimnis, dass er noch existiert. Die cubanische Mythologie hat viele sehr bunte, sehr kriegerische und leidenschaftliche Halbgötter, die den Menschen letztlich helfen, ihren Weg zu finden und glücklich zu sein. In ihren Geschichten wird klar, dass alles schon immer so war, dass unser Leben von Polaritäten bestimmt ist und jede Aktion eine Reaktion nach sich zieht. Im Grunde sagt in dieser Hinsicht jede Religion und jede Weisheitslehre ähnliches, doch was mir dabei gefällt, ist zum einen, dass gut und schlecht, Himmel und Hölle...nicht getrennt werden, wie anderswo. Ganz klar ist, dass das Eine morgen das Andere sein kann und letztlich alles relativ ist. Das befreit nebenbei auch von Schuld, welche andere Religionen thematisieren, um Menschen Angst zu machen. Hier geht es einzig und allein darum, dem Menschen bei der Suche nach sich selbst und bestmöglicher Erfüllung zu helfen, nicht mehr und nicht weniger. Ich interpretiere natürlich auf meine Weise und finde es stimmig und natürlich liebe ich auch die Musik, die daraus entstand und bin fasziniert, die jeweiligen Orishas im Tanz zu erleben. Spannendes Thema, was ich an anderer Stelle noch ausführlicher erklären werde, schließlich ist es die Grundlage der Reisen, die ich durch Cuba begleite und da sollen auf jeden Fall all diese Sinne ausgiebig befriedigt werden.

Hier seht ihr Eleggua, Yemaya, Chango, Oggun, Obbatala.